Sehschwächen bei Kindern sollten so früh wie möglich erkannt werden, um sie gut behandeln zu können. Kinder- und Jugendärzte empfehlen daher das Photoscreening zur Früherkennung von Refraktionsfehlern, Schielfehlstellungen und Amblyopien.

Wenn die Behandlung zu spät beginnt, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Sehschwäche erfolgreich behandelt wird. Seit 2017 empfiehlt daher die US Preventive Services Task Force in den USA, dass alle Kinder im Alter von 3 bis 5 Jahren mindestens einmal ein Sehscreening auf Amblyopie erhalten. Eine kürzlich in den USA durchgeführte Studie hat nun untersucht, ob der häufigere Einsatz von Photoscreenings zu mehr Diagnosen von Amblyopie und zu mehr Überweisungen an Augenärzte geführt hat. Das Forschungsteam verglich die elektronischen Patientendaten einer Kohorte von 23.246 Kindern im Alter von 3 Jahren, die zwischen 2015 und 2017 untersucht wurden, mit einer Kohorte von 34.281 Kindern, die zwischen 2018 und 2022 untersucht wurden. Die zweite Kohorte wurde betrachtet, nachdem das Screening auf breiter Basis eingeführt wurde.

Die Auswertung der Daten zeigt, dass die Früherkennungsrate von 5,7 % im Jahr 2015 auf 72,1 % im Jahr 2022 gestiegen ist. Die Überweisungsrate stieg von 17,0 % im Jahr 2015 auf 23,6 % im Jahr 2018. Die Diagnoserate lag bei 2,7 % im Jahr 2015, stieg auf 3,4 % im Jahr 2018 und sank auf 1,4 % im Jahr 2022. Es ergaben sich deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Patientengruppen in Bezug auf Screening, Überweisung und Diagnose. Weiße Kinder wurden häufiger gescreent als afroamerikanische, asiatische oder hispanische Kinder. Asiatische und hispanische Patienten wurden jedoch häufiger zum Augenarzt überwiesen als weiße und erhielten auch häufiger eine Amblyopiediagnose.

In dieser Studie war die zunehmende Verfügbarkeit von Photoscreening mit einem Anstieg der Gesamtzahl der Augenuntersuchungen bei Kindern im Alter von 3 Jahren verbunden. Da für die USA ein Anstieg der Sehbehinderungsraten prognostiziert wird, sind nach Ansicht des Forschungsteams weitere gezielte Maßnahmen erforderlich, um die verbleibenden Ungleichheiten nicht nur in der Amblyopieversorgung zu beseitigen. Es wäre auch sinnvoll, nicht nur die Amblyopiediagnosen, sondern z. B. auch die daraus resultierenden Brillenverordnungen, Schiel- und Kataraktoperationen zur Bewertung des Screeningerfolgs heranzuziehen.

Katharina Maidhof-Schmid


Quelle: JAMA Ophthalmol 2024; online 1. Februar